NATURAL PEARLS:
THE BEAUTY OF DIVERSITY
Ein Kampf um Leben und Tod
Das berühmte Sandkorn reicht nicht. Damit eine Muschel eine Perle bildet, braucht es eine existentielle Bedrohung: eindringende Fressparasiten, eine heftige Verletzung des Muschelfleisches, Zysten, Viren … So ist die Schönheit der Naturperlen geboren aus dem Kampf um Leben und Tod.
Die Perle ist der Preis der Siegerin.
Geboren aus der Gefahr
«Die Tränen der Götter» hat man Perlen genannt, bis der Japaner Mikimoto um 1900 die Perlenzucht erfand und perfektionierte. Zuchtperlen sind heute Industrieprodukte.
Eine Naturperle bleibt einzigartig und unverwechselbar. Geboren aus der Gefahr – für die Muschel und für die Taucher, die nach ihnen suchen ... in allen Meeren, in allen Kulturen, durch die Zeiten.
Kunstwerke – geschaffen von der Natur
Perlmutt besteht aus Kalziumkarbonat, diversen organischen Substanzen und Wasser. Doch die Muschel schmückt es mit dem Glanz des Regenbogens. Naturperlen sind Kunstwerke – geschaffen von der Natur. Ihre Gestalt, ihr Farbenspiel und ihre Seltenheit faszinieren die Menschen seit jeher. Könige und Kaiser tragen Perlen, schöne Frauen schmücken sich mit ihnen und heute sind die seltenen Naturperlen umso begehrtere Sammelobjekte.
Die Perle der Kleopatra
ist wohl nur eine übelwollende Erfindung des sittenstrengen Römers Plinius gegen die Verschwendungssucht der extravaganten ägyptischen Königin. Kein Speiseessig ist so scharf, dass sich darin eine Perle sofort auflösen würde. Wahr ist allerdings, dass eine der berühmtesten Perlen der Welt, La Peregrina, beinahe von einem Hund gefressen worden wäre.
1969 ersteigerte Richard Burton für 37’000 Dollar diese Perle aus dem 16. Jahrhundert, um sie seiner Liz Taylor zum Valentinstag zu schenken. Prompt verlor die ebenso berühmte wie berüchtigte Schauspielerin die 50.56 ct. schwere Perle, die schon Philipp II. von Spanien, Maria Stuart, Napoleon III. und Queen Victoria gehört hatte, und sie ward erst gefunden, als die verzweifelte Diva bemerkte, dass einer ihrer Pekinesen auf etwas herumkaute … 2011 erzielte La Peregrina bei Christie’s New York die Rekordsumme von knapp 12 Millionen US-Dollar.
Die ältesten Perlen der Welt
«Orientperlen» nannte man einst auch die Naturperlen – stammen doch die ältesten Perlenfunde aus Gräbern in Bahrain am Persischen Golf und datieren in die Zeit von 5000 v. Chr. Kein Wunder, dass die älteste bekannte Beschreibung der Perlenfischerei im ca. 4000 Jahre alten babylonischen Gilgamesch-Epos zu finden ist. So wie der Held Gilgamesch nach einer Unsterblichkeit verleihenden Pflanze taucht, gingen noch bis 1940 in der Golfregion die Perlentaucher ihrer gefährlichen Arbeit nach: mit Gewichten beschwert tauchten sie zu den Muschelbänken, sammelten die Perlmuscheln ein, entledigten sich der Gewichte und tauchten wieder an die Oberfläche.
Da band er schwere Steine an die Füße, Und als zum Apsû (in die Tiefe) sie ihn niederzogen, da nahm er’s Gewächs, ob’s auch stach in die Hand, schnitt ab von den Füßen die schweren Steine, daß ihn die Flut ans Ufer warf. (Gilgamesch-Epos, 11. Tafel, Übersetzung nach Albert Schott)